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No Line On The Horizon – U2 kehren zu alter Stärke zurück

Im regelmäßigen Abstand von 4 Jahren bringen die mittlerweile in die Jahre gekommenen Rocker aus Dublin wieder einmal ein neues Album auf den Markt. “No Line On The Horizon” hat das Fanlager schon vor dem ersten Hören auch nur eines Tones in zwei Lager gespalten: Das Cover des neuen Albums zeigt ein Foto, in welchem ein See (nebenbei: es handelt sich dabei um den Bodensee) am Horizont mit dem Himmel verschmilzt. Handelt es sich da denn nun um eine Esoterik-CD oder doch um ein neues Album von U2? Die Antwort gibt die erste Single “Get On Your Boots”, mit der U2 seine Fans wie anno dazumal mit “The Fly” schocken: Mit harten Drums und Gitarren zum Einstieg fordert Bono den Hörer auf, endlich “in’s Gehen zu kommen”. Für die einen die Hammer-Single, für die anderen ein Grund das neue Album nicht zu kaufen.

18 Monate
Doch zuerst einen Schritt zurück: Seit gut 18 Monaten werkeln U2 nun schon an diesem neuen Album. Mit Rick Rubin holte man sich einen Produzenten ins Lager, der schon große Alben mit AC/CD, den Beastie Boys, Red Hot Chili Peppers u.v.m. produziert hat. Also doch eine eher härtere Gangart für den normalen U2-Hörer. Mehr als ein Song (“The Saints Are Coming”) ist dabei nicht herausgekommen, U2 haben die Arbeit am neuen Album mit ihm dann bald aufgekündigt. Die Vorstellungen waren dann doch zu unterschiedlich.

In sichere Gewässer begab man sich dann mit den drei Produzenten Daniel Lanois, Brian Eno und Steve Lillywhite. Immerhin wurden mit ihnen schon die genialen Alben „The Joshua Tree” und „Achtung Baby” (und viele weitere!) produziert – und genau da wollte man wieder hin.

Es wurde viel probiert und experimentiert, unter anderem im Fez (Marokko), London, Dublin und in Südfrankreich. Wo die Fans traditioneller weise auch schon die ersten Eindrücke vom Album hören konnten. Mit offenen Fenstern und einer Anlage auf Volllast wurde den Fans am Strand, die da „zufällig” so rumlungern, die ersten Bissen präsentiert.

Der Skandal – neue U2 Songs im Internet
Die sog. „Beach-Clips” vom Sommer 2008 machten im Internet die Runde, neben viel Meeresrauschen und Grillenzirpen war auch der ein oder andere Ton des neuen Albums zu hören. Viel Raum für Spekulationen – quasi ein erstes Anheizen für die Fans.

Für die Medien war es der „dumme Bono”, der die Fenster nicht zu machen kann. Für die anderen eine geniale Marketingstrategie. Denn mit den unzähligen Berichten in Zeitungen und im Internet wusste jeder, dass U2 gerade dabei sind, ein neues Album fertig zu stellen.

War die Platte ursprünglich für Ende November 2008 geplant, beendet die Band im September alle Spekulationen und kündigt die neue Platte erst für 2009 an. Der vermutlich geplante Tourstart im Frühling 2009 muss über den Haufen geschmissen werden – gut für Europa, wie sich später herausstellt.

Und nun ist es da, das neue Album. Wenn auch für manche etwas zu früh. In sog. Pre-Listening-Sessions wird ausgewählten Journalisten in ganz Europa das Album unter strengen Sicherheitsvorkehrungen vorgeführt, damit sich diese vorab eine Meinung bilden können. Oder auch nicht. Denn wie es sich zeigt, ist es unmöglich, dieses U2 Album nach dem ersten Hören richtig zu verarbeiten, geschweige denn zu beschreiben und ein zu ordnen. Wie das manche immer wieder zu können glauben, bleibt ein Rätsel. Ein Grund mehr, Alben-Kritiken in diversen Magazinen und Internetseiten kaum einen Glauben zu schenken.

Album Leak durch Universal
Und warum nun zu früh? U2 und Universal haben es heuer geschafft, das Album bis 9 Tage vor dem offiziellen Release unter Verschluss zu halten. Und just Universal selber versemmelt das, indem sie für kurze Zeit das Album offiziell im Internet zum Verkauf anbieten. Nach einigen Stunden wieder vom Netz ist es natürlich zu spät. In bester CD-Qualität kursiert das ganze Album in sämtlichen U2-Foren und Tauschbörsen der Welt, die Nachricht verbreitet sich in Fankreisen schneller als Feuer. Und das Lustigste daran: Bereits eine Woche zuvor wurde das Album bei Napster, die mittlerweile Musik offiziell verkaufen, gesichtet. Und keiner hat es gemerkt.

Das Album
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Die restlichen Songs holen dann alle U2-Fans wieder zurück und wohl den ein oder anderen neuen dazu. U2 haben es wieder einmal geschafft Neues zu machen, ohne auf den U2 typischen Sound zu verzichten. Beim ein oder andern Intro ist man sich nicht sicher, welche CD welcher Gruppe nun im CD-Player liegt, nach ein paar Sekunden ist es aber sonnenklar: U2 haben mit “No Line On The Horizon” ein vermeintlich neues Meisterwerk geschrieben, das den schwächeren Vorgänger “How to dismantle an atomic bomb” vergessen macht.

Die Highlights des Albums sind mit Sicherheit „Magnificent”, „Unknown Caller”, „Stand Up Comedy” und „Breathe”, wo sich Bono beinahe als Rapper versucht. Ob man den Song jemals live hört, weil Bono den schnellen Gesang eh nicht auf die Reihe bekommt? Ja! Und wie! Gerade diese Woche im französischen Fernsehen haben U2 bewiesen, welches Live-Potential diese Songs haben. Und „Unknown Caller” wird von einem Refrain überragt, wie es ihn von U2 noch nicht gegeben hat. Gänsehaut-Atmosphäre in den Stadien der Welt vorprogrammiert.

Für die Liebhaber der ruhigen Nummern ist wohl „Moment Of Surrender” das Highlight, ‚Cedars of Lebanon’ rundet das Album perfekt ab. Mit „I’ll Go Crazy If I Don’t Go Crazy Tonight” packen U2 den wohl für sie typischten Song auf das Album, der auch gute Radiochancen hat. Fraglich, ob die anderen Songs dieses Potential haben. So genial diese Lieder sind, umso untauglicher scheinen sie als Kommerz-Scheiben für den Happy-Radio-Listener. Eines ist sicher und ist bei diesem Album so wie bei noch keinem anderen gewesen: Das Album ‚No Line On The Horizon’ ist ein Gesamtkunstwerk, das auch nach dem 30x Hören nicht langweilig wird. Zu vielschichtig ist der Sound.

Tour 2009
Wir freuen uns auf jeden Fall schon die neuen Songs auf der Tour 2009 zu hören, die wohl Ende Juni in Barcelona starten wird. Österreich und die Schweiz muss den Gerüchten zufolge heuer wohl auf ein Konzert verzichten, in Deutschland scheinen zumindest 2 Konzertorte ein Fixpunkt. Im Herbst geht es in die USA, bevor es 2010 eventuell noch mal nach Europa geht. Doch das ist noch Spekulation, mit Bekanntgabe der Tourdaten darf in den kommenden Wochen gerechnet werden.

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